„Ein gutes Geschäftsjahr ist nie Zauberei“

veröffentlicht am 02.01.2023

Thomas Eichbichler über Nachhaltigkeit, Leasing-Geschäfte und zwei neue Marken

Das Autohaus Eichbichler baut sein Geschäft weiter um. Nach dem Abschied von Jaguar und Land Rover im vergangenen Jahr sollen ab 2023 mit den spanischen Modellen von Seat und Cupra neue Märkte erschlossen werden. Als Standort auf 43 000 Quadratmetern zählt das 280 Mitarbeiter starke Landshuter Autohaus mit neuen und gebrauchten Volkswagen, Audis und VW-Nutzfahrzeugen zu den großen Autohäusern Deutschlands. Im Interview spricht Thomas Eichbichler über das vergangene Geschäftsjahr, den Leasing-Markt und die Landshuter Autolandschaft.

 

Herr Eichbichler, ein Jahr nach dem Aus für „British Cars“: Gibt es noch Abschiedsschmerz?

Thomas Eichbichler: Im Gegenteil. Zum Glück habe ich im Mai 2019 angesichts des von Jaguar geforderten Neubaus gesagt: Das wird nicht gebaut. Sonst würden wir da jetzt viereinhalb Millionen Euro in Stahl und Glas stehen haben – völliger Irrsinn. Von den Leuten, die bei „British Cars“ beschäftigt waren, haben wir 80 Prozent übernommen. Wir haben hier am Standort mehr als 6000 Autos verkauft, davon 2000 Neu- und 4000 Gebrauchtwagen – ohne Jaguar/Land Rover. Der Umsatz lag heuer bei 160 Millionen Euro. Das Geschäftsjahr 2022 war sehr zufriedenstellend.

 

Trotz Krisen, Inflation und Zukunftsängsten ? Wie ging das?

Eichbichler: Durch nachhaltigen Strategien in allen Geschäftsbereichen. Ein gutes Geschäftsjahr ist nie Zauberei. Es geht um Effizienz und Geschwindigkeit, um Prozessoptimierung. Prozesse müssen immer einfach und transparent sein.

 

Wie hoch ist der Anteil an Leasing-Geschäften bei „Eichbichler“ mittlerweile ?

Eichbichler: Der Anteil liegt mittlerweile bei mehr als 80 Prozent. Bargeschäfte wollen wir eigentlich gar nicht mehr. Wir verkaufen bedarfsorientiert, basierend auf der Mobilitätsrate des Kunden. Wir bieten Raten an, all inclusive, und nach Ablauf machen wir wieder was Neues. Das ist für mich Mobilität.

 

Wie hat sich die Kooperation mit Seat Cupra ergeben ?

Eichbichler: Wir haben vor anderthalb Jahren schonmal Kontakt aufgenommen, da kam aber ein Nein. Im Raum stand, dass ein Mitbewerber aus Plattling für die Marke in Landshut ein Verkaufsgebäude bauen wird. Da wurde jetzt aber ein anderer Weg eingeschlagen mit einem Standort in Passau. Ein Agent von Seat Cupra hat uns dann Mitte Oktober kontaktiert und um einen Termin gebeten. Und dann ging alles sehr schnell.

 

Was reizt Sie an den Marken?

Eichbichler: Seat hat ein großes Service-Potenzial im Markt, weil sie einfach schon lange da sind. Wir werden versuchen, diesen Service-Markt zu bedienen. Indem wir so sind, wie wir sind: Keine Billigheimer, aber sicher auch nicht die teuersten, qualitätvoll, schnell und sympathisch. Das schätzen auch viele Kunden, die aus München zu uns kommen.

 

Gibt es eine Verkaufsvorgabe des Konzerns?

Eichbichler: Seat Cupra stellt sich vor: im fünften Jahr knapp 300 Autos. Bis Ende November gab es 2022 laut Seat Cupra 98 Neuzulassungen – geliefert von über 20 Händlern. Wer aus dem Autohandel kommt, der weiß angesichts dieser Zahl: Der Markt wird da überhaupt nicht bearbeitet. Das wollen wir nun leisten.

 

Der Volkswagenkonzern setzt seit zwei Jahrzehnten auf die Gleichteilestrategie, VW-, Audi, Seat- und Skoda-Komponenten finden sich in jeweils jedem Auto dieser Marken. Einzigartig wird ein Auto vor diesem Hintergrund durch die Vermarktung von Image und Lifestyle. Wie sieht es da bei Seat und Cupra aus?

Eichbichler: Seat ist in meinen Augen die konservativere Familienmarke. Cupra ist dynamisch, sportlich, innovativ, elektrisch, leistungsstark – die Marke der Zukunft. Und man sieht die Autos immer öfter. Ich bin erstaunt, was da im Stadtbild an Cupras unterwegs ist. Mir ist jetzt das Wichtigste, dass wir möglichst schnell ans Netz gehen können. Und wie es aussieht, wird das zu Beginn des zweiten Quartals 2023 der Fall sein.

 

Sie haben die Cupras im Stadtbild angesprochen. Was fällt Ihnen an Landshuts Autolandschaft ansonsten auf?

Eichbichler: Ansonsten sind hier traditionell die deutschen Marken sehr stark. Da es ein BMW-Standort ist, natürlich vor allem BMW. Abgesehen davon merkt man, dass Landshut eine sehr vermögende Stadt ist, aufgrund der Kaufkraft liegt das Alter der Autos unter dem Bundesdurchschnitt. Dennoch geht es sehr vielfältig zu. Vom Golf II bis zum Lamborghini sieht man hier alles.

 

Interview: Uli Karg