Der Union Jack wird eingeholt

veröffentlicht am 31.12.2021

Quelle: Landshuter Zeitung, Ausgabe Silvester 2021/ Neujahr 2022, Interview: Uli Karg:
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„Das Autohaus Eichbichler schließt „British Cars“. Thomas Eichbichler über Jaguar, die Gebrauchtwagensparte und die Zukunft der Mobilität
Rund 5400 Autos verkauft das Autohaus Eichbichler im Schnitt pro Jahr, neben neuen und gebrauchten Volkswägen, Audis und VW Nutzfahrzeugen zählten dazu auch 400 Autos der Marken Jaguar und Land Rover – verkauft bei „British Cars Landshut“, direkt neben dem Stammhaus an der Liebigstraße 8. Sechs Jahre nach der Eröffnung schließt das Autohaus Eichbichler nun seine prestigeträchtige Dependance. Im Interview mit unserer Redaktion erklärt Thomas Eichbichler wieso.

Herr Eichbichler, das Kapitel „British Cars“ wird beendet. Der Verdacht liegt nahe, dass dies auch am Brexit liegen könnte.
Thomas Eichbichler: Es sind mehrere Faktoren, da spielen vor allem auch die aktuellen Halbleiter-Engpässe eine Rolle. Es liegt aber auch am Brexit. Die Briten müssen sich an manche Dinge eben nicht mehr so halten wie vorher. Wobei der Brexit nichts mit den Preisen zu tun hat, wir hatten keine höheren Einkaufspreise. Vielmehr hat sich die Belieferung verschlechtert. Und: Thierry Bolloré, CEO von Jaguar Land Rover, hat eine Neupositionierung der Marke Jaguar vorgenommen. Jaguar wird ab 2025 rein elektrisch und im absoluten Premiumsegment angesiedelt werden – über Porsche, Aston Martin, BMW oder Mercedes. Wenn dann in Landshut von solchen Autos zehn Stück verkauft werden, kann ich davon aber keinen Neubau finanzieren. Genau das wollte Jaguar aber. Für viereinhalb Millionen Euro. Das ist für uns nicht machbar. Umso mehr als wir die Geschäftsfelder von Jaguar und Land Rover minutiös analysieren, um zu sehen, wo die Reise hingeht. Auf der Basis dieser Zahlen haben wir uns gegen die Investition entschieden.
Seit wann steht die Entscheidung, einen Schlussstrich unter „British Cars“ zu ziehen?
Eichbichler: Die Entscheidung fiel in den letzten Wochen. Und sie hatte mit all den Gründen zu tun,die ich bereits erwähnt habe. Die Stückzahl der verfügbaren Fahrzeuge ist einfach merklich weniger geworden.

War der „British Cars“-Kunde einer wie jeder andere oder doch eine speziellere Klientel?
Eichbichler: Es war schon eine besondere Klientel. Die haben ein Faible für das Lebensgefühl, das durch britische Autos transportiert wird. Und investieren eben entsprechend in einen Evoque in Racing Green und braunem Leder, der gebraucht auf dem Hof steht. Da geht es sehr viel um Ästhetik. Aber auch für uns war „British Cars“ eine Erweiterung des Horizonts. Nicht zuletzt dadurch, dass man mehr über die Spezies „Autoliebhaber“ lernt. Um nochmal auf die Frage zurückzukommen: Das sind einfach absolute Liebhaber, die ihr Auto, egal wie alt, dann auch für viel Geld herrichten lassen. Die lieben ihr Auto, auch wenn es mal nicht so funktioniert. Das ist denen egal. Die lieben das Britische. Das war auch für mich ein Grund, das Kapitel „British Cars“ aufzuschlagen: Der Jaguar E-Type, der alte Sportwagen von Jaguar, ist eines der schönsten Autos, das je gebaut wurde. Eine unglaublich elegante Formgebung. Das ist eine Ikone. Und Jaguar und Land Rover machen bis heute schöne Autos.
Wie geht es insgesamt weiter beim Autohaus Eichbichler?
Eichbichler: Wir werden uns am einstigen „British Cars“-Standort mit den Marken des Stammhauses positionieren. Wir wollen da eine zusätzliche Eigenmarke für Gebrauchtwagen kreieren. Gemäß unserem Slogan „Eichbichler – Autos fürs Leben“. In Zukunft sollte jeder, der ein Auto sucht, zu uns kommen. Um dort ein Auto für seine spezifische Lebenssituation zu finden. Das muss nicht auf Audi und VW beschränkt sein, es kann auch ein Fiat, Skoda oder BMW sein. Da spielt natürlich auch der Nachhaltigkeitsgedanke rein. Neuwagen braucht es wiederum, damit es irgendwann auch Gebrauchtwagen gibt – logisch. Man muss als Händler einfach den kompletten Fächer spielen, dem einen die Hersteller an die Hand geben.
Wie ist Ihr Haus bislang durch die Pandemie gekommen?
Eichbichler: Das Autohaus Eichbichler ist bislang gut durch die Pandemie gekommen. Wir haben unsere Performance in den vergangenen zwei Jahren gesteigert, das Ergebnis war gut. Wir hinterfragen ständig, was wir tun, beleuchten unsere Ergebnisse, justieren nach oder schlagen andere Wege ein. Ich glaube, dass es in der heutigen Zeit wichtig ist, schnell zu sein und kreativ zu sein. Fehler passieren. Wichtig ist aber, dass man schnell, nachhaltig und kreativ ist. Wir sind etwa bei der Kurzarbeit sehr filigran vorgegangen, haben sehr kleine Einheiten gebildet, von Anfang an auf Homeoffice gesetzt. Da waren wir nicht uneffektiv. Und wir tun gerne Dinge, die wir selbst beeinflussen können. Weil wir wissen, dass wir bei nachhaltiger Beeinflussung dieser Dinge in der Zukunft auch Erfolg haben werden.

Stichwort Zukunft: Wir beurteilen Sie in der Gemengelage Verkehrswende, neue Mobilitätskonzepte und E-Mobilität die Zukunft des Autos und des Individualverkehrs?
Eichbichler: Man muss generell unterscheiden zwischen Ballungszentren und dem flachen Land. In Ballungszentren kann ich mir durchaus vorstellen, dass optimierter Nahverkehr dazu führen wird, dass Autos nicht mehr die übergeordnete Mobilitätsrolle spielen. Auf dem flachen Land – und auch in einer Stadt wie Landshut – wird Individualverkehr aber weiter eine bedeutende Rolle spielen.

Haben Sie eigentlich ein persönlichesLieblingsauto?
Eichbichler: Am liebsten fahre ich Golf. Ich bin meistens alleine im Auto, bekomme damit in der Regel überall einen Parkplatz und ich brauche in der Regel nicht mehr umbauten Raum, den ich bewege. Wenn doch, dann VW-Bus.“